Gesellschaft & Propaganda

Das Werkzeug des Relativismus: Sprache als Mittel zur Distanz

Hin und her getrieben vom Widerstreit der Meinungen, der durch die Herrschaft der Stärkeren bestimmt wird, scheint die Moderne ihren moralischen Kompaß zu verlieren. Die Privatisierung der Wahrheit hat zur Tyrannei von Denkmoden und einer falsch verstandenen Toleranz geführt, das Absolute wurde zur Verhandlungssache herabgestuft, und Erkenntnis ist zum Spielball der Beliebigkeit geworden. Schon wer die Frage nach der Wahrheit stellt, gilt heutzutage als Sektierer. Doch Wahrheit und Freiheit gehören untrennbar zusammen.

Repressiver Moralersatz: Die Tyrannei der Toleranz

Kern des neuen Demokratieverständnisses ist die Doktrin, auf jeglichen Wahrheitsanspruch zu verzichten, um ein Abdriften in die Willkürherrschaft zu vermeiden. Es wird behauptet, daß unbedingte Überzeugungen intolerant sind, weil sie andere Überzeugungen für falsch halten. Dieser neue Begriff von «Toleranz» verbietet es, Überzeugungen zu haben, «weil diese per definitionem intolerant sind» (Spaemann). «Damit kippt der ganze Wertekanon», denn die wahre Toleranz respektiert Überzeugungen, während das vorgeschobene Toleranzverständnis den Anspruch auf Liberalität verhöhnt, indem es den Begriff, mit dem es vordergründig punktet, ad absurdum führt: die Tyrannei der Toleranz ist der Inbegriff der Intoleranz.

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