HERBSTREIGEN

Georg Trakl zugeeignet

Im Garten tanzt das Kind zur Vesper,
und ein Schiff entflammt ganz leise.
Sanft verglüht die Magd im Weiher,
auch ein Mönch verschwebt im Kreise.

Eine Stadt, ein Land, ein Fenster:
Jetzt betritt der Mond die Stunde,
und ergraut im Schoß der Schwester
ein totes Tier, ein Mörder: leise.

Irre Vögel pixeln blutige Nester,
ein böser Schwan tritt in die Runde,
und ein Volk flieht ins Gewässer:
Da! verwelkt die Welt zur Stunde.

Liebesgedichte im Affekt (2)

4you

Schließ Deine Kleider
und ordne Dein Haar
Löse das Rätsel
und öffne das Tor
So werde ich da sein
so oft Du mich rufst
Wir werden ein Paar sein
geborgen am Rhein
Dem Schein enthoben
auf der Höhe des Seins
Das Versprechen wird wahr sein
auch jenseits vom Schwur
Das Glück wird unser Gast sein
und das Zauberwort Dein:
Sei mein!

Liebesgedichte im Affekt (2)

Dreiklang der Liebe

Ein Leben ohne Dich ist wie ein Spiegelstrich, der durch Kapitel jagt, die sinnentleert im Namenlosen kreisen: kein Zeichen naht ihm, kein Code, der ihn umfängt und keine Zahl, die zu ihm drängt. Er ist der Bote, der im Vergessen seinen Zweck erkennt und ohne Gruß das Sein zum Abschied lenkt: um sich ins Innerste zu wenden, wo Deine Sphäre weiterschwingt und wie im Flug sein Wesen noch im Todeskampf erhält, bis ein letztes Mal Dein Name in einer süßen Melodie verklingt. A.N.I.

Gedichte zu Mitternacht (1)

Tiefoben

im Lichtbogen der Zeit
stehen unsere Uhren auf Abruf bereit
Gebannt im Netzwerk der Ekstasen
erfüllt sich Dasein in der Endlichkeit
Doch dreifach ist der Schritt der Zeit
nur hier auf Erden oder in entfernten Welten
dort, wo andere Limits gelten –
sprich! das Gesetz der Ewigkeit?

BEI JUPITER


BEI JUPITER

Georg Trakl zugeeignet

 

Zögerlich! dringt das Gold der Straßenlaterne durchs Kristallglas

Sinkt Angelens Stern über das Lächeln sterbender Männer dahin

Zu Mitternacht ein Traum Noir! in einer alten Melodie verklingt

Im Schoß! des Morgenrots ein eng umschlungenes Paar versinkt

 

Ein irrer Mönch stürzt blutend ins Gedränge

verfluchte Mütter jagen über Straßen Plätze Hänge

ein Mörder in die Arme eines Säuglings fällt

… der Stern im Untergang zerfällt

 

Abc des Untergangs

Abc des Untergangs

Des Menschen unersättliches Gemüt verzückt durch die Distanzen rückt
Doch scheint als ob es nur noch Sterne wären, die der Mensch erblickt
Im Erdkreis seines Wirkens schon in der Kindheit frühster Stunde
Der Seele ungetrübte Kraft am Tau der Wirklichkeit zerbricht: Licht!

Wenn im Wahn des Alltags ein großer Wille mit Distanz regiert
Das verlassene Selbst auf einen Zirkel transzendiert
Entfernter Nähe Defizit – ein Korrelat des Nichts
Im Regelwerk verlorener Ideale ins Gesetz der Zeit gerückt: Zurück!

Allein das Band der Liebe nur mit Bedacht zum Einsatz kommt
Gestimmt im Notruf der Sirenen der Ursprung finsteren Mächten folgt
Indes der Blindheit Ansturm auf fliehende Distanzen zielt
Und das Band der Liebe am Tau der Wirklichkeit zerbricht: Verzicht!

Und ein verschrobener Kampf beginnt, der sich im allerkleinsten Kreise dreht
Vom Geschrei ergrauter Paare ins Erhabene getragen, des Fortschritts blinder Eifer vergebens nach den Sternen greift
Braungoldene Klänge – der Jugend Unschuld ein böses Erbe ziert:

Blind date!